Hamburg Summit 2018: China trifft Europa
Deutschland
Die europäisch-chinesische Zusammenarbeit birgt Chancen und Herausforderungen, vor allem angesichts des anhaltenden Handelsstreits zwischen China und den USA. Das Thema stand im Zentrum der Diskussionen auf dem diesjährigen Hamburg Summit, zu dem am 26. und 27. November etwa 400 Unternehmer und Vertreter von Wirtschaftsverbänden aus europäischen Staaten und aus China in die Hansestadt kamen. Auf dem Treffen, das alle zwei Jahre von der Handelskammer Hamburg organisiert wird, stellten MERICS-Forscher erste Ergebnisse einer im Jahr 2019 erscheinenden Studie zu Chinas Innovationsstrategie vor.
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnete als Schirmherr die Konferenz. Er lobte Chinas „Neue Seidenstraße“ als „starkes Signal dafür, dass China engere Verbindungen mit seinen wichtigsten Handelspartnern anstrebt“. Die Chefin des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath, nahm die Anwesenheit von vielen deutschen und chinesischen Unternehmern zum Anlass, für den Hafenstandort an der Elbe zu werben. Hamburg sei der deutsche Endpunkt der „Neuen Seidenstraße“ – ein Status, den auch Duisburg mit seinem großen Binnenhafen und seinen engen Beziehungen zu chinesischen Partnern für sich beansprucht.
Höhepunkt der Konferenz waren die Reden von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Chinas Vize-Premierministers Liu He. Der schwelende Handelsstreit zwischen China und den USA beschäftigte viele der Teilnehmer. Die Konferenz versuchte vor allem auch Möglichkeiten auszuloten, wie China und Europa zu einer engeren und für beide Seiten fruchtbaren Zusammenarbeit gelangen könnten.
Mikko Huotari, stellvertretender Direktor des MERICS, nahm auf dem Treffen an einer Diskussionsrunde mit dem Titel „EU-China investment cooperation – from record flows to reciprocity“ teil. Neben Reinhard Bütikofer (MeP) diskutierten auch verschiedene chinesische Wirtschaftsvertreter über die in den vergangenen Jahren in die Höhe geschnellten chinesischen Investitionen in Europa und darüber, wie die beiderseitigen Handelsbeziehungen harmonischer und offener gestaltet werden könnten. Viele europäische Unternehmen klagen weiterhin über das Fehlen gleichberechtigter Zugänge zum chinesischen Markt.
Max J. Zenglein, Leiter des Programms Wirtschaft bei MERICS, und MERICS-Forscherin Anna Holzmann stellten vor chinesischen und deutschen Journalisten die neuesten Ergebnisse ihrer Forschung zur Innovationsstrategie „Made in China 2025“ vor. Sie beschrieben, wie China die Strategie seit ihrer Ausrufung 2015 kontinuierlich flexibel an die sich ändernden Gegebenheiten im In- und Ausland angepasst hat.
Inzwischen beeinflusst Chinas Innovationsoffensive weltweit die Entwicklung von Schlüsseltechnologien und innovativen Industrien. In den USA sorgt sie für heftige Kritik und wird als Ausdruck einer offensiven und auf die Abschottung des chinesischen Marktes abzielenden Technologiepolitik gesehen. Der Innovationsschub aus China wird auch in Europa mit Macht spürbar. Die MERICS-Forscher werden 2019 eine umfassende Studie zum Stand und zur Entwicklung von Chinas Innovationsstrategie veröffentlichen.
In diesem Interview berichtet Max J. Zenglein über Chinas Strategien zur Digitalisierung und Modernisierung seiner Industrie (in englischer Sprache).
Die Bilder wurden mit freundlicher Genehmigung von der Handelskammer Hamburg bereitgestellt. Die Fotografen waren Roland Magunia und Krafft Angerer.